**Falsch verbunden**


„…soso… Du kommst also aus Köln und bist in die Nähe von Hannover gezogen.“

Wenn wir uns noch weiter unterhalten bzw. telefonieren, werden wir wahrscheinlich irgendwann einmal feststellen, dass wir vor vielen Jahren vielleicht das Liebespaar waren, von dem die ganze Stadt sprach.
Ob ich mich noch genau an unsere erste Begegnung erinnern kann?

Wir schauten uns an und sprachen miteinander, redeten und lachten zusammen. Irgendwann fragte ich dich: „Bleibst du?“
Ich weiß gar nicht mehr, wie ich das meinte. Ob für eine Stunde, eine Nacht, einen Tag oder für ewig. Ich strich dir die Haare aus der Stirn, küsste deine Stirn, deine Nase, die Augen, den Mund. Der Druck deiner Arme verstärkte sich. Ich hatte das Gefühl, vorher noch nie geküsst, noch nie diese Zärtlichkeit verspürt zu haben – als ob ich etwas Neues entdecken würde: DICH.
Keine Sekunde konnten wir uns aus den Augen lassen, mussten uns immer während berühren. Unsere Seelen und Herzen verdunkelten sich, wenn einer von uns auch nur wenige Millimeter Abstand nahm.

Wir verbrachten hunderte von Nächten in verschwitzten Laken, flüsterten uns tausende von Schwüren, stammelten, hauchten und schrien sie. Die ganze Stadt schaute uns zu und war glücklich, uns zu sehen und zu erleben.
Wir waren das Paar, das in einem Atemzug mit Glück, Liebe und Vertrauen genannt wurde…
Bis eines Tages die Stadt den Atem anhielt, wir aufwachten, uns in die Augen schauten und uns fremd waren. Wir ertrugen unsereBerührungen nicht mehr.
Die silbrigen Fäden, die Bruchteile von Sekunden zuvor noch unsere Körper umspannten, die uns atemlos ineinander verschlangen, die unsere Körper immer wieder zum Glühen brachten, platzten, lösten sich auf und ließen unsere Körper ins bodenlose, tiefe Unendliche fallen…
… Wir waren uns fremd.

Vielleicht war es so. Oder es war viel einfacher. Wir wissen es nicht.